Das Abbruchsignal – Sinnvoll oder sinnlos?

Das Abbruchsignal – Sinnvoll oder sinnlos?

Ihr kennt es wahrscheinlich alle und jeder von euch benutzt es, wenn auch oft nicht korrekt und wirklich in seiner Bedeutung.

Es ist nichts anderes, als es aussagt: Ein Verhalten abbrechen durch ein Signal, z.B. Lass dass, Basta, Nein, usw. . Aber auch ein Abbruchsignal muss wie fast alles in der Hundeerziehung ganz klar definiert und auch ausgeführt werden.

Ein Abbruchsignal muss sauber aufgebaut werden

In der Hundewelt – egal ob Hundehaltern oder auch unter Hundetrainern wird das Thema Abbruchsignal umstritten diskutiert. Das Abbruchsignal sollte ein Notfallsignal sein. Eines, das so sicher trainiert ist und funktioniert, dass du mit diesem Signal deinen Hund aus jeder Situation und aus jedem Verhalten holen kannst.

Unser Lesetipp hierzu
„Wenn dein Hund nicht hören möchte …“

In zwei Ausgaben der Hundezeitschrift WUFF sind Interviews mit Sophie Strodtbeck und Günther Bloch mit dem Thema Abbruchsignale erschienen.

Dort wurde herausgearbeitet, dass sowohl Wölfe als auch unsere Hunde einige sehr differenzierter Abbruchsignale verwenden, um eine Verhaltensweise eines anderen Artgenossen zu unterbrechen. Diese Signale sind fester Bestandteil ihrer Kommunikation.

Jedes Lebewesen (einschließlich wir Menschen) muss über mehr oder weniger viele Signale dieser Art verfügen, um andere in ihrem Verhalten beeinflussen zu können. (z. B. um eine Eskalation von Aggression verhindern zu können).

Unser Veranstaltungstipp für dich:
„Hunde lesen lernen“

Für uns ist es somit nicht die Frage, ob ich Abbruchsignale in der Kommunikation mit unseren Hunden einsetze, sondern wie und wann ich welche Abbruchsignale einsetze.

Da sich Hunde wie Hunde verhalten, gemäß ihrer bereits gemachten Erfahrungen und auch Fähigkeiten, denken Hunde nicht darüber nach, ob und wie sich ihr Verhalten auf die zukünftige Beziehung mit dem anderen Individuum verändert.

Sie sprechen ihre Sprache besser als jeder Mensch, aber auch hier gibt es Situationen, wo der Hund überzieht (warum auch immer …) und seine Intensität völlig daneben ist.

Ich als Mensch, muss die passende und der Situation angemessene Korrekturmaßnahme finden

Wir Menschen haben intellektuelle Vorteile, die unsere körpersprachlichen Schwächen wettmachen könnten. Wir können das Rad nicht neu erfinden.

Viele Wissenschaftler und andere Trainer haben gute Vorarbeit geleistet um das Verhalten der Hunde zu erforschen. Ebenso wie Hunde lernen und wie sich Gefühle auf das Verhalten und auch das Lernen auswirken.

Daher nehmen wir die Informationen, die uns von diesen Menschen zur Verfügung stehen und entscheiden, welche Abbruchsignale setzen wir ein und wie setzen wir sie ein.

Abbruchsignale sollen ein Verhalten des anderen unterbrechen. Der Hund soll aufhören jemanden anzugreifen, zu bellen, zu jagen, zu betteln, anzuspringen oder sich in der Scheiße zu wälzen.

Der Mensch sagt, schreit oder zischt „NEIN“. Und – wie gut funktioniert das? Wahrscheinlich so gut, dass du dieses Wort mindestens schon 10000-mal benutzt hast und es dein Hund immer noch nicht verstanden hat (IRONIE AUS).

Jedes Signal muss aufgebaut werden. Ob es ein SITZ oder ein HIER oder die Hundepfeife oder halt auch ein NEIN ist.

Leider wird das oft vergessen und man wundert sich, warum immer mehr Probleme dazu kommen (Hund meidet den Menschen, Verhalten verschlimmert sich, usw. )


Ein Alternativverhalten muss davor aufgebaut werden

Als Beispiel nehmen wir jetzt einmal das Betteln. Dein Hund bettelt während du isst, er bellt und rempelt dich mit seiner Nase an, weil er Aufmerksamkeit haben möchte. Du sagst „NEIN“, weil du es verknüpft hast und er hört auf mit dem Anrempeln. Und woher weiß er jetzt, was er nun tun soll? Darf er weiter penetrant fixieren, darf er bellen, soll er einen Handstand machen oder was soll er tun? Hier brauche ich also ein Alternativverhalten zu dem Betteln.

Meistens ist seine Alternative dazu die, die wir nicht wollen. Er wird vermutlich einen anderen Weg finden dir auf die Nerven zu gehen (z. B. bellen, anspringen, sich im Kreis drehen, mit den Pfoten anstupsen usw.) Woher soll er es besser wissen?

Wir werden nun unfair, weil uns das Verhalten immer mehr nervt und wir nun aus jedem gezeigten Verhalten ein „NEIN“ machen, meist dann auch noch aggressiver und lauter. Und am Ende weiß der Hund gar nicht mehr was er tun soll.

Es wäre so einfach. Ein Alternativverhalten könnte sein „Gehe auf deinen Platz“ (zuvor natürlich positiv aufgebaut). Hier hätte dein Hund auch noch gelernt, dass es sich lohnt in das Nest zu gehen.


Korrekturen sind unfair

Manche werden jetzt sagen, ja aber … das ist ja unfair. Ja, wenn man sie nicht angemessen und mit Verstand und Wissen einsetzt!!!!

Und ja, natürlich wäre es schöner, dass keiner von uns ein Abbruchsignal oder Korrektur bräuchte, doch auch wenn in der Erziehung alles richtig gelaufen ist, kann es trotzdem zu Situationen kommen, wo ich eine Korrekturmaßnahme brauche.


 Was bedeutet das Wort „Abbruch“ denn?

Man kann ein Haus abbrechen oder einen Ast von einem Baum. Das Wort steht auch für den Abbruch einer Verhaltungsweise – aus eigenem Antrieb oder auf ein bekanntes Signal.

Für uns Menschen ist das Wort „Abbruch“ meistens negativ belegt. Genau genommen ist es das aber gar nicht. Denn jedes neue Verhalten bricht das vorhergehende Verhalten ab.

Und genau das nutzt jeder Hundehalter bewusst oder unbewusst:

  • Das Signal „Schau“ unterbricht das Schnüffeln am Boden
  • Das Signal „Platz“ unterbricht das Weitergehen des Hundes
  • Das Signal „Bleib“ unterbricht das Aufstehen des Hundes
  • Das Signal „Hier“ unterbricht das Spielen mit dem Kumpel
  • Das Signal „Aus“ unterbricht das Festhalten eines Spielzeuges, Astes etc.

Wichtig oder unwichtig? Was jetzt.

Aus unserer Sicht ist das Abbruchsignal ein wichtigstes Signal für dich und deinen Hund und es sollte ein wesentlicher Bestandteil in der Erziehung sein Grenzen zu setzen.

Somit kann dein Hund lernen, dass klare Regeln und Grenzen ihm ein stressfreies und angenehmes Zusammenleben mit dir bringen.


 Abbruchsignale richtig nutzen

Bei der Verwendung von Abbruchsignalen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich kann während der Konditionierung ein Verhalten durch körperliches Eingreifen oder mit Hilfsmitteln unterbrechen. Bei beiden Möglichkeiten MUSS der Hund eine Alternativ kennen lernen und es muss individuell angepasst sein! Und es gibt nicht nur Hilfsmittel wie Wasser oder eine Disc… es gibt viele Möglichkeiten, je nach Individualität des Hundes, die ich nutzen kann ohne meinen Hund zu verschrecken.


Unerwünschtes Verhalten ignorieren

Ein unerwünschtes Verhalten zu ignorieren, hat weder etwas mit einem positiven Training zu tun noch mit einem, das auch aversiver Reize nutzt. Meist liegenden folgende Gründe vor:

  • Der Halter empfindet das Verhalten nicht als problematisch genug, um es zu verändern
  • Der Halter hat 100 Tipps bekommen und keiner hat funktioniert
  • Der Halter ist hilflos, weil er hat keine Idee wie er es ändern könnte
  • Der Halter ist verunsichert, er hört von allen Seiten „du darfst nicht…“ und „du darfst nur positiv arbeiten…“. Somit traut er sich gar nicht mehr zu seinen eigenen Bedürfnissen und Grenzen wahrzunehmen und ein Verhalten zu unterbrechen.

Mitverantwortlich hierfür sind unzählige Artikel im Internet, die Abbruchsignale verteufeln und man ja böse ist, wenn man seinem Hund klare Grenzen setzt. Doch auch das gehört zu einer verantwortungsvollen Erziehung dazu. Antiautoritäre Erziehung funktioniert bei unseren Kindern nicht und schon gar nicht bei unseren Hunden.

Soziallebende Gruppen funktionieren nur, wenn die Bedürfnisse und Möglichkeiten von allen Mitgliedern beachtet werden, die Regeln des Zusammenlebens bekannt sind und eingehalten werden.

Wir hoffen, dass wir dir das Thema Abbruchsignal etwas näherbringen konnten. Danke, dass du den Artikel bis zum Ende gelesen hast.

Bleibe dabei, der nächste Artikel kommt bald ?

Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.

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Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel

Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

Das Ergebnis wird dich staunen lassen!

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