Wie lernt mein Hund – Lerntheorie, was ist das? Teil 1/3

Wie lernt mein Hund – Lerntheorie, was ist das? Teil 1/3

Kennst du das?

  • Du hast etliche Male mit deinem Hund das SITZENBLEIBEN geübt und willst deinem Besuch nun stolz dein Ergebnis präsentieren. Und was macht dein Hund? Er denkt nicht im Geringsten daran sitzen zu bleiben.
  • Du gehst nur Richtung Haustüre und dein Hund freut sich so dolle, dass er, wenn er könnte, Purzelbäume schlagen würde und so erregt ist, dass er jegliches Benehmen vergessen hat?
  • Dein Hund ist aus Versehen an den Stromzaun einer Kuhweide gekommen und hat sich wahnsinnig erschrocken. Am nächsten Tag möchtest du die gleiche Runde gehen, aber dein Hund möchte keinen Schritt mehr Richtung Weide gehen?
  • Dein Hund bellt wie wild und rastet aus, wenn der Postbote an die Haustüre kommt?

Ich könnte jetzt noch unendlich viele Beispiele bringen. Ihr fragt euch bestimmt: Was möchte sie mir jetzt damit sagen?

Kennst du eines der Beispiele oder ähnliche Situationen? Dann bist du genau beim richtigen Artikel gelandet.

Meine Leseempfehlung:
Lerngesetze – wie wichtig für eine erfolgreiche Hunderziehung?
Wie lernt mein Hund – Details – Teil 2/3
Wie lernt mein Hund – Wiederholungen – Teil 3/3

Ich möchte euch die Wichtigkeit des theoretischen Wissens über Hunde näherbringen, damit du deinem Hund das gewünschte Verhalten möglichst hundgerecht und effizient beibringen kannst.

Wir alle verlangen so viel von unseren Hunden, deswegen müssen wir auch wissen, wie unsere Hunde lernen. Ich versuche in diesem ersten Teil einen leichten Einstieg ins Thema zu ermöglichen. Wer noch konkreter werden möchte, dem empfehle ich unseren Themenabend „Wie lernt mein Hund“.

Was ist das Ziel?
Verstehen wir, wie unsere Hunde lernen und können wir bewusst wahrnehmen, dass positive und negative Emotionen unsere Hunde beim Lernen immer und überall begleiten, wird das Leben leichter.

Lerntheorie, was ist das?

Die Lerntheorie ist nicht nur auf Hunde übertragbar, sondern auch auf die meisten anderen Tierarten und natürlich auf uns Menschen. Die Lerntheorie beschreibt wissenschaftlich erforschte, biologische Lernvorgänge im Gehirn und bildet die Basis für ein modernes und artgerechtes Hundetraining.

Egal welcher Rasse, welchen Alters und egal welchem Trainingsstand dein Hund angehört, sind die Lerngesetze immer dieselben und deswegen lohnt es sich, dass du dich damit beschäftigst.

Was bedeutet Lernen und was ist das Ziel?

„Lernen ist das Aufnehmen, Verarbeiten und Umsetzen von Informationen. Lernen ist ein lebenslanger Prozess.“ Schilling (1997, 159)

Lernen ist eine Verhaltensveränderung aufgrund von Erfahrungen. Hunde lernen, weil sie ihren Zustand optimieren wollen. Sie lernen nicht, um anderen zu gefallen. Sie tun nur das, was sich für sie lohnt. Am Anfang steht also die Motivation. Die ist von Hund zu Hund unterschiedlich und es gilt herauszufinden, was deinen Hund am meisten motiviert.

Welche verschiedenen Lernprozesse gibt es?

Diese vielen verschiedenen Lernformen sind alle unterschiedlich in ihrer Art, im Kontext, dem zeitlichen Ablauf und ganze wichtig, der Beständigkeit des Erlernten. Da es hier den Raum sprengen würde auf alle Lernprozesse einzugehen, beschränke ich mich daher auf die Wichtigsten:

  • Klassische Konditionierung
  • Operante / instrumentelle Konditionierung (Lernen durch Versuch und Irrtum)
  • Habituation (Gewöhnung)
  • Sensibilisierung
  • Einsichts-Lernen
  • Lernen durch Nachahmung
  • Soziales Lernen

Welche Voraussetzungen braucht dein Hund um effektiv lernen zu können?

Gewisse Grundvoraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Lernen überhaupt stattfinden kann:

  • Motivation ist der Beweggrund schlechthin um ein bestimmtes Verhalten lernen zu können/wollen. Was motiviert deinen Hund? Mit der richtigen Antwort (ist nicht immer Futter!) wirst du es schaffen, dass dein Hund mit dir freudig kooperiert.
  • Positive Erwartungshaltung deines Hundes
  • Wohlfühl-Atmosphäre entspannt deinen Hund (hohe Erregungslage blockiert das Lernen!), gibt Sicherheit und lässt deinen Hund sich auf das Wesentliche konzentrieren.
  • Körperliche Gesundheit – auch bei Schmerzen und Unwohlsein lernt dein Hund schlechter.

Unser Lesetipp für dich:
Verbales Lob – Wichtig oder Unwichtig?

Wie lernt dein Hund?

  • Über Verknüpfungen (Assoziationen)
  • über Verallgemeinerung (Generalisierung)
  • über und mit Hilfestellungen von dir
  • spielerisch
  • kontextbezogen
  • in kleinen, systematisch aufgebauten Schritten
  • durch viele fehlerfreie Wiederholungen (ca. 3000 Wiederholungen bis zur Generalisierung)
  • über Belohnung oder Strafe
  • er lernt sein Hundeleben lang

Wann lernt dein Hund?

Dein Hund lernt immer – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr und sogar während des Schlafens. Während des Schlafens verarbeitet dein Hund das Erlebte und auch hier findet LERNEN statt. Deswegen sind genügend Ruhe- und Schlafphasen auch so wichtig für deinen Hund!

Und hier kommt es mit am häufigsten zu den alltäglich gemachten Fehlern. Der Hundetrainer hat gesagt: 5×5 Minuten am Tag trainieren wäre optimal. Du hältst dich an die Empfehlung und trainierst mit deinem Hund. 

Jetzt sind die 5 Minuten vorbei und du gönnst deinem Hund wieder Freizeit. Du achtest nicht mehr darauf zu handeln, wenn dein Hund an der Leine zieht, er darf Vögel jagen, weil es ja so lustig ist und so weiter.

Was meinst du, haben die 5 Minuten Training gebracht? Nichts. Absolut nichts.

Und genau da liegt die Krux der Geschichte. Lernen findet immer statt. Zieht dein Hund dich vom Parkplatz bis zum Treffpunkt der Hundeschulgruppe, lernt er unendlich viel daraus.

Und ich meine nicht nur das Ziehen an der Leine… Er verknüpft irgendwann (oder meist sehr schnell), dass nach dem Ziehen immer eine Belohnung und zwar Spaß mit anderen Hunden erfolgt. Und daraus entstehen neue Konflikte, die du nicht prickelnd findest, dein Hund aber aufgrund deiner Unachtsamkeit voll toll findet.

Wie lange lernt dein Hund?

Bis zum letzten Tag! Du hörst ja auch nicht mit Lernen auf, nur weil du jetzt erwachsen bist ?

Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.

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Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel

Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

Das Ergebnis wird dich staunen lassen!

2 Comments

  • Petra Posted 5. Mai 2018 8:14

    Der Themenabend hat mich total begeistert. Euer kompetentes Fachwissen und eure Praxis bezogenen Anregungen und Hilfestellungen helfen mir sehr meinen Hund richtig zu sehen und zu verstehen. Ich bin mir sicher mit euch an unserer Seite wird mein ehemals „Problemhund“ bis ins hohe Alter ein glücklicher Hund sein.

    • Wolfgang Siebel Posted 5. Mai 2018 8:47

      Dankeschön für dein Feedback ?

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