Wie lernt mein Hund – Wiederholungen – Teil 3/3

Wie lernt mein Hund – Wiederholungen – Teil 3/3

In Wie lernt mein Hund Teil 1 – Lerntheorie, was ist das? hast du einen Überblick erhalten, wie dein Hund lernt. In Wie lernt mein Hund Teil 2 – Details habe ich euch mehr Details zu den einzelnen Voraussetzungen für effizientes und nachhaltiges Lernen geben. Heute geht es im Detail weiter:

Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen…

Sinnvoll und effektiv sind mehrere Einheiten pro Tag (optimal 7-10 Einheiten) für kurze Zeitintervalle (5-10 Minuten).

Eine neue Verhaltensweise lernt dein Hund nur durch viele fehlerfreie Wiederholungen. Pausen zwischen den Lerneinheiten von mindestens 10 Minuten (z.B. Wasser trinken, ruhen, spielen, etc.) sind unumgänglich! Wir alle wissen aus unserer eigenen Erfahrung, wie wichtig Pausen für den Organismus sind.

Unser Lesetipp für dich:
Lerngesetze – wichtig in der Hundeerziehung?

Du möchtest einen nachhaltigen Erfolg?

Dein Hund lernt eine neue Verhaltensweise nur nachhaltig, wenn du diese mit ihm so kleinschrittig wie möglichst aufbaust. Das bedeutet viel Geduld!

Wie lange hat es bei dir gedauert, bis du ein Instrument spielen konntest? Wie lange hat es gedauert, bis du deine Ausbildung erfolgreich beendet hast?

Wir erwarten von unseren Hunden unendlich viel in kürzester Zeit. Ist es theoretisch möglich, dass du innerhalb von 12 Wochen eine fremde Sprache perfekt lernst? Eventuell theoretisch möglich. Ist es praktisch möglich, dass du innerhalb von 12 Wochen eine Sprache perfekt lernst? Wie oft müsstest du täglich lernen um so weit zu kommen?

Je detaillierter und je kleiner die Schritte sind, je eindeutiger unsere Kommunikation an Hör- und Sichtzeichen ist, desto einfacher ist es für deinen Hund eine neue Verhaltensweise zu lernen.

Belohnungslevel

Was ist, wenn wir für egal welche Leistung (gut, mittelmäßig, schlecht) immer das gleiche Lob erhalten? Wir freuen uns wohl darüber, aber motiviert uns dies wirklich unsere Leistung weiterhin zu erbringen, geschweige denn, diese zu steigern? Wohl eher nicht, denn das Lob ist uns ja sicher.

Es geht also darum, für das jeweilige Individuum das richtige Maß an Lob zu finden, passend zu seiner erbrachten Leistung.

Wenn dein Hund satt ist (und kein Labrador oder Beagle ist ?) wird er nicht mehr so leicht mit Futter motiviert werden können, eine neue Verhaltensweise zu lernen.

Genauso sieht es aber auch andersrum aus: Ein Hund, der hungrig ist, kann sich nicht auf das Training konzentrieren, weil sein Fokus auf der Bedürfnisbefriedigung liegt und nicht auf der zu erlernenden Verhaltensweise.

Auch findet kein effektives Lernen statt, wenn dein Hund übermotiviert ist. Es gilt also individuell das richtige Level zu finden, dass optimales Lernen stattfinden kann.

Kontext bezogenes Lernen und Lernen durch Verknüpfungen

Dein Hund lernt meist kontextbezogen und situationsbedingt. Er bindet alle Umweltreize mit ein. Geschehen zwei Dinge fast gleichzeitig, verknüpft dein Hund diese zwei Dinge miteinander.

Beispiel:
Dein Hund kommt ausversehen an einer Kuhweide an den Elektrozaun. Oftmals haben die Hunde dann plötzlich keine positive Einstellung mehr zu Kühen. Warum?

Sie haben in dem Moment einen Schmerz verspürt, als die Aufmerksamkeit auf die Kühe gerichtet war und somit hat dein Hund den Schmerz mit den Kühnen verknüpft. Der Zaun an sich hat keine Bedeutung für deinen Hund.

Individuell nach Charakter deines Hundes, wird er zukünftig mit Meidungsverhalten oder auch Aggression auf Kühe reagieren.

Das Gleiche kann auch passieren, wenn in dem Moment des Stromschlages ein Kind oder ein Jogger angesehen wird.

Aufgrund der Tatsache, dass Hunde kontextbezogen Lernen, können ebenso unerwünschte Verhaltensweisen beim Hund entstehen, wenn mit Leinenruck oder ähnlichen Methoden mit unserem Hund arbeiten!

Immer dann, wenn der Hund die Emotionen SCHMERZ oder ANGST verspürt, entstehen unerfreulicher Weise schneller Fehlverknüpfungen als uns lieb ist.

Die Generalisierung = Verallgemeinern

Hier unterscheiden wir in Generalisierung mit negativer Emotion und Generalisierung von erlerntem Verhalten (meist positive Emotionen).

Negative Emotionen:

Negative Erlebnisse und Erfahrungen verallgemeinern Hunde sehr schnell. Wir dein Hund von einem kleinen Kind so an den Ohren gezogen, dass er dabei Schmerz empfindet, merkt dein Hund sich das Bild „kleines Kind“ und assoziiert „kleines Kind“ mit einem negativen Gefühl, nämlich dem Schmerz.

Passiert das nur ein oder vielleicht ein paar Mal, kann es sein, dass sich in Zukunft gegenüber allen kleinen Kindern (Generalisierung) vorsichtig verhält und diese meidet oder bedroht.

Warum werden negative Erlebnisse schneller verknüpft als positive Lernerfahrungen?

Da es aus der Genetik ihr Überleben sichert und/oder gesichert hat.

Generalisierung von gelerntem Verhalten mit Hilfe von meist positiver Verstärkung:

Möchte ich meinem Hund über die klassische oder instrumentell/operante Konditionierung etwas beibringen, benötige ich bis zur Generalisierung eines Signales und Verhaltens viel Zeit und viele fehlerfreie Wiederholungen.

Außerdem sollte ich auf die Belohnungsebenen Acht geben, die mir eine große Hilfe sein werden.

Ablauf bis zur vollständigen Generalisierung

Ich bedanke mich für heute für eure Aufmerksamkeit! Ich weiß, es ist sehr viel Input was ihr auch erst einmal verarbeiten müsst. Auch ihr könnt euch gerne mal reflektieren, was wichtig ist, dass ihr effizient lernen könnt – wie z. B. die Inhalte meiner Blogartikel.

Welche Atmosphäre benötigt ihr zum Lernen?

Wie lange könnt ihr mir konzentriert folgen?

Wie oft musst du die Einzelheiten lesen, dass du es dir merken kannst?

Es finden regelmäßig Themenabende „Wie lernt mein Hund“ statt. Die Ausschreibungen findet ihr entweder im Newsletter oder auf der Fanpage.

Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.

Lust weiter zu lesen?

Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel

Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

Das Ergebnis wird dich staunen lassen!

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