Halsband oder Geschirr? Ein hoch emotionales Thema…

Halsband oder Geschirr? Ein hoch emotionales Thema…

Diese zwei Wörter spalten die Hundewelt, nicht nur in Diskussionsforen, sondern auch bei Hundetrainern und Hundehaltern.   

Für die Verfechter des Geschirrs ist ein Halsband an einem Hund gefährlich und grenzt an Tierquälerei. Und unter den Halsband-Fans gilt oft die Meinung, dass Hunde mit Geschirr definitiv zu durchgeknallten Tierschutz-Uschis gehören müssen. Diese Diskussionen zwischen diesen beiden Gruppierungen werden auch meist hoch emotional geführt. Aber warum ist das so? 

Nicht nur Halsbänder können den Hund gesundheitlich gefährden, sondern das falsche Geschirr kann das auch.

Wo beim Halsband die Schilddrüse gefährdet ist, so ist es beim Geschirr der Brustkorb, der gequetscht wird. Oder verrutschte Wirbel vs. wundgescheuerte Achselhöhlen. Gequetschtes Zungenbein vs. Verkrüppelung durch Einschränkung im Schulterblatt.  

Die Auswahl von Halsbändern und auch Geschirren ist mittlerweile so groß, dass viele Hundehalter nicht mehr wissen, wie sie sich entscheiden sollen, wann und wie was wirklich Sinn macht und was beim Kauf zu beachten ist.

Wie bei jedem Hilfsmittel gibt es pro und contra und eine individuelle Betrachtung je nach Hund und Situation ist nicht nur sinnvoll, sondern sollte ein absolutes Muss sein.   

Es sollte auf keinen Fall eine rein optische Entscheidung werden, da es in erster Linie um die Gesundheit des Hundes geht.  

Wieso, weshalb, warum…

Das Halsband wie auch das Geschirr sind dazu da, eine Leine am Hund zu befestigen um dadurch Sicherheit, Kontrolle, Führung zu gewährleisten und eine Verbindung herzustellen. 

In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten hat sich das Geschirr zum Führen von „normalen“ Hunden durchgesetzt. Davor war das Geschirr ein Hilfsmittel, damit der Hund besser und einfacher Lasten ziehen kann. 

Grundsätzlich ist es die Aufgabe und Pflicht des Hundehalters seinem Hund schnellstmöglich beizubringen, dass an einer Leine nicht gezogen wird. Bei Welpen und jungen Hunden wäre es sehr einfach, es ihnen gleich richtig beizubringen…. 

Wir werden oft gefragt, ob ein breites Halsband denn wirklich gefährlich für den Hund ist. Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten, denn auch ein Halsband kann mit falschem Umgang gefährlich für den Hund werden, genauso wie ein Geschirr auch.  

Unserer Meinung nach sollte ein Hund sowohl an ein Halsband als auch an ein Geschirr gewöhnt werden. Es gibt etliche Gründe, warum man den Einsatz von diesen Hilfsmitteln situationsabhängig nutzen sollte. Wenn ich Bergwanderung mache, würde ich meinem Hund zur Sicherung und Unterstützung ein gutsitzendes Geschirr anziehen. Habe ich einen Hund, der eine Rücken, Brust- oder Schulterverletzung hat, ziehe ich ihm ein breites Halsband an. Hat mein Hund Husten oder eine Kehlkopfentzündung ziehe ich ein gutsitzendes Geschirr an. 

In diesem Video sieht man sehr gut den Bewegungsablauf einen Hundes. Vor allem wird hier sehr deutlich, wie stark der Hund in der Bewegung seine Schultern einsetzt.

Muskulatur  

Der Mensch ist beinahe das einzige Wirbeltier, das auf zwei Beinen läuft. Es lastet vertikal unglaublich viel Gewicht auf unseren Wirbeln, daher ist sie auch nur begrenzt belastbar.  

Beim Hund ist das etwas anders. Die 4 Gliedmaßen sind die Grundpfeiler die die Wirbelsäule horizontal mit tragen. Bei uns wird der Kopf mit recht wenig Muskulatur am höchsten Punkt ausbalanciert. Der Hund kann dank seiner starken Muskulatur am Hals seinen Kopf auf allen möglichen Ebenen tragen, ohne dass er auf dem Boden aufschlägt. Und das selbst auch, wenn er trabt oder sogar springt.   

Auf dieser Darstellung seht ihr den relevanten Teil des Skelettes und die Muskulatur des Hundes vom Schulterblatt bis zum Schädelansatz. Die Zugrichtung (orangene Pfeile) variiert je nach Länge der Leine, Größe des Hundes und des Besitzers. 

Da wo ihr den grünen Bereich seht, liegt das berühmt-berüchtigte Zungenbein. Ja, es ist äußerst filigran und empfindlich, doch ist auch deutlich zu erkennen, dass es a) sehr weit oben sitzt und b) durch dicke Muskelstränge gut eingepackt ist. Um das Zungenbein wirklich verletzen zu können, muss das Halsband an einer Stelle sitzen, wo es so überhaupt gar nichts zu suchen hat.

Ich benutze sehr ungerne den Namen Cesar Millan, doch ich finde auch darüber muss aufklärt werden. Der wichtigste Teil seines „speziellen“ Halsbandes sitzt genau dort, wo die Gefahr von Verletzungen am größten ist. Direkt hinten den Ohren auf höhe von allen wichtigen Organen direkt am Kiefer, dünn und unscheinbar. Diese Art von Erziehungsmaßnahme ist ein absolutes No-Go und sollte verboten werden.

Ein weiteres Argument gegen Halsbänder ist immer wieder, dass durch einen starken Ruck an der Leine der Kehlkopf des Hundes in Mitleidenschaft gezogen oder sogar verletzt werden könnte. Das ist so nicht ganz richtig und zu verallgemeinern.

Der Kehlkopf des Hundes befindet sich an der Stelle, an der der Kopf in den Hals über geht. Normalerweise liegt das Halsband aber deutlich unter dem Kehlkopf, wenn es richtig passt und angelegt wurde. Das heißt der Kehlkopf kann nur dann verletzt werden, wenn man die Leine mit sehr viel Kraft senkrecht nach oben zieht oder der Hund den Kopf nach unten hält.  Auch hier gilt wieder: Die Verantwortung, ob ein Hilsmittel gut oder schlecht ist, liegt beim Hundehalter.

Sehr gerne wird bei emotional geladenen Diskussionen ein Vergleich geäußert, welcher nicht nur sehr hinkt, sondern auch überhaupt nicht logisch ist: „Leg dir doch mal ein Halsband an und zieh dran…“.  

Beim Vergleich der Mächtigkeit der Muskulaturen, würde es mehr Sinn machen, das Halsband an unseren Oberschenkel zu legen, um ein vergleichbares Gefühl zu erzeugen, wie es der Hund wahrnimmt. Wie oben bereits geschrieben, haben wir relativ wenig Muskulatur um unseren Hals, da unser Kopf „nur“ senkrecht ausbalanciert werden muss und nicht in einer horizontalen Lage gehalten werden muss. Je größer und mächtiger natürlich der Hund ist, desto mehr Muskulatur ist auch vorhanden. Ein 3kg Mini-Maltester hat natürlich der menschlichen Körperkraft nichts entgegen zu setzen. 

Bedingungen an ein gutes Halsband 

Halsbänder müssen ausreichend breit sein, um den Druck auf den Hals und auf den Kehlkopf so gering wie möglich zu halten.  Außerdem sollte ein robustes Material verwendet werden, was nicht reißen kann aber gleichzeitig auch angenehm zu tragen ist.  

Mittlerweile gibt es eine breite Auswahl an Materialien: Leder, Biothane, Canithane, Gurtband, Nylon etc. Das Halsband sollte so leicht als möglich sein. Reflektoren können die Sicherheit in der Dämmerung oder in der dunklen Jahreszeit erhöhen.  

No-Go Kettenhalsband (Gesundheitswürger)

Elektrohalsbänder (in Deutschland verboten!!), Halsbänder ohne Zugstopp, Stachelhalsbänder, Ketten (Gesundheitswürger) und dünne Halsbänder (z. B. Retriever-Halsbänder) stehen auf unserer No-Go Liste!

Wenn wir hier gleich von den Vorteilen bei Halsbändern reden, reden wir ausschließlich über Breite und gepolsterte Halsbänder! Breit bedeutet auch im Falle eines Welpen und Hunden bis ca. 7 kg mindestens 2-3 cm und je größer der Hund ist auch gerne 3-5 cm! 

Es gibt mittlerweile unsagbar viele Anbieter, die breite Halsbänder individuell nach Wünschen und Anforderungen fertigen.

Hier für euch eine Empfehlung:

Vorteile eines Halsbandes

Der Bewegungsablauf wird nicht beeinflusst 

Da ein Halsband nicht am Schulterbereich aufliegt, beeinflusst es den Bewegungsablauf des Hundes in keinster Weise – vorausgesetzt der Hund zieht nicht wie ein Ochse.  

Für Hunde, die viel freilaufen und sehr gut an lockerer Leine laufen ist ein Halsband im Alltag praktischer und angenehmer zu tragen.  

Tragekomfort

Halsbänder sind meist für den Hund bequemer und komfortabler als Brustgeschirre. Sie stören auch nicht, wenn der Hund sich hinlegt. 

Verringerte Verletzungsgefahr 

Nicht nur im Kontakt mit Artgenossen bietet das Halsband definitiv eine verringerte Verletzungsgefahr als ein Brustgeschirr. Im Brustgeschirr können sich Hunde leichter verheddern und auch leichter hängen bleiben – egal ob im Hundekontakt oder auch in Sträuchern oder im Wald. 

Bessere Akzeptanz 

Oftmals werden Halsbänder von den Hunden besser akzeptiert, da sich viele Hunde gegen das Tragen eines Geschirres wehren und dadurch gestresst sind (Warum, sollte natürlich herausgefunden werden).

Effektivere Führung 

Die Führung des Hundes ist mit einem Halsband deutlich einfacher, vor allem bei kräftigen und schweren Hunden. Zusätzlich kann hier mit einem Halti oder Gentleleader gearbeitet werden, was bei einem Geschirr nicht möglich ist. Außerdem kann präziser eingewirkt werden und auch die Kommunikation zwischen Mensch und Hund kann feiner werden.

Hundecoach Allgäu - Zusammen zum Ziel - lernen und miteinander arbeiten

Nachteile eines Halsbandes

Jeder Hundehals ist zu Anfang fein und sensibel. Es reichen feine Impulse an der Leine. Schnell wird leider durch (un)bewusste Leinenrucke oder das ständige Ziehen der Hals des Hundes abgestumpft und somit geht auch die Sensibilität verloren.

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Gefahr von Fehlverknüpfungen 

(Un)bewusstes Rucken oder Ziehen an der Leine zur Verhaltenskorrektur kann schnell zu Fehlverknüpfungen führen. 

Gesundheitliche Aspekte 

Bei falscher Anwendung kann es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Folgen beim Hund kommen.  

Bei dünnen Halsbändern wirken Kräfte auf nur wenigen Quadratzentimetern, egal ob der Hund selber zieht oder der Mensch daran rupft.  Stimmt dann auch noch der Winkel der Zugkraft kann es auch zu Stauchungen und Quetschungen von wichtigen Organen, wie die Schilddrüse, der Kehlkopf und die Luftröhre kommen (siehe Abbildung oben). Ebenso können je nach Gewichtsklasse des Hundes bei vor allem dünnen Halsbänder Wirbel traumatisiert werden.

Retriever-Halsband

Ein NO-GO bei allen mehr oder auch weniger ziehenden Hunden sind Retriever Halsbänder und alle dünnen und/oder runden Halsbänder. 

Sicherheit 

Bei ängstlichen oder sehr schreckhaften Hunden sollte es sich mindestens um ein Zugstopphalsband handeln, da bei Klickverschluss-Halsbänder noch schneller die Gefahr des Rausschlüpfens besteht.

Aber auch hier ist das Händling das Entscheidende. Greife ich ins Halsband und erwische nicht den „richtigen“ Teil des Zugstop-Halsbandes, kann der Hund schneller rausschlupfen als ich schauen kann. Hier würde sich entweder eine Doppelsicherung eignen oder direkt ein Sicherheitsgeschirr.

Es sollte immer individuell entschieden werden, ob Halsband oder Brustgeschirr

Bedingungen an ein gutes, hochwertiges Geschirr 

Das Brustgeschirr muss deinem Hund von vorne bis hinten gut passen. Es sollte sich an seinen Körper anschmiegen und keinesfalls zu eng oder zu weit sein und nirgends drücken. Die Achseln sollten immer mit reichlich Platz freibleiben, genauso wie die gesamte Schulterpartie! 

Das Material sollte leicht und weich sein. Das Geschirr sollte über eine Polsterung verfügen, die Verschlüsse müssen stabil und abgerundet sein. 

Die Ringe und Schnallen liegen optimalerweise nirgends direkt auf dem Fell auf. Auch Metallringe (nicht-allergen) sollten immer gut unterfüttert sein und nicht z. B. direkt vorne auf dem Brustbein aufliegen.   

Mittlerweile gibt es die Möglichkeit der maßgeschneiderten Hundegeschirre, die wirklich zu empfehlen sind, denn hier kann einfach individuell angepasst werden.  

Viele Geschirre lassen sich über den Kopf anziehen und am Rücken verschließen. Das ist für viele Hunde angenehmer, als beim Anziehen mit den Pfoten einsteigen zu müssen. 

Welche Arten von Hundegeschirren gibt es? 

  • Führgeschirr (T-Form, Y-Form oder X-Form)
  • Step-in-Geschirr 
  • Sicherheitsgeschirr (Empfehlung für Angsthunde)
  • Zug-Geschirre z. B. fürs Mantrailing
  • Sattel- und Norwegergeschirr (aufgrund der starken Bewegungseinschränkung nicht zu empfehlen!)
  • Erziehungsgeschirre” (absolut nicht zu empfehlen!) https://www.trixie.de/heimtierbedarf/de/shop/Hund/AusbildungSport/Training/LeadnWalk+Basic/?card=8515
    Hier handelt es sich um ein Geschirr, welches den Hund durch Druck und Reibung im Brustkorb, aber vor allem im Achsel-Bereich am Ziehen hindern soll. Die Leine ist so befestigt, dass die hinteren zwei Schlaufen, welche hinter den Vorderbeinen den Brustkorb einfassen, bei Zug zusammengezogen werden. Durch den Schmerz bzw. im besten Fall unangenehme Gefühl, wird der Hund entweder langsamer oder bleibt sogar stehen. 

Vorteile eines Brust-Geschirres

Weniger (un) beabsichtigtes Rucken

Die meisten Menschen fuchteln nicht nur gerne mit ihren Armen rum, nein sie sind auch ständig dabei völlig unbewusst und automatisiert über die Leine zu arbeiten. Für den Hund ist das ständige Zuppeln an der Leine oft unangenehm und meist auch unverständlich.

Mit einem Geschirr ist hier die Einflussnahme über einen Leinenruck und auf den Halsbereich des Hundes geringer.  Das Rucken an der Leine ist mit einem Geschirr deutlich uneffektiver als Verhaltensabbruch wie an einem Halsband und somit können viele Menschen leichter ihr Verhalten verändern. 

Gewohnheiten durchbrechen 

Bei knallharten Leinenzerrern am Halsband macht es eventuell Sinn das Equipment zu verändern. Der Wechsel vom Halsband zum Geschirr kann helfen alte Gewohnheiten zu durchbrechen.

Selbstverständlich ist auch hier ein Training zur Leinenführigkeit unabdingbar. Trotzdem kann der Wechsel der Ausstattung eine bessere Ausgangsposition für das Training bieten und somit ein effektiveres Lernen möglich machen.  

Bessere Verteilung der Belastung 

Sowohl für Hunde, die aufgrund von hoher Aktivität oder Angst immer wieder in die Leine springen oder gerne Flüchten würden, ist ein gutsitzendes Geschirr (Sicherheitsgeschirr) eine sinnvolle Alternative zum Halsband.

Das gleiche gilt für Hunde, die Beschäftigungen wie Mantrailing oder Dinge ziehen begeistert. Hier ist es absolut sinnvoll ein gutes Y- oder X-Geschirr zu kaufen.  

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Mantrailing nur mit gut sitzendem Zug-Geschirr

Auch ist bei kleineren Hunden ein gutsitzendes Brustgeschirr eine gute Alternative, vor allem dann, wenn der Halter unsensibel mit der Leine umgeht. 

Sicherheit 

Für Angsthunde empfehlen wir definitiv Sicherheitsgeschirre, da diese aus normalen Geschirren wie auch Halsbändern sich schnell befreien können.

Ein weiterer Sicherheitsvorteil ist oft, dass wenn ich meinen Hund schnell zu fassen kriegen muss, dass ich leichter den Rückensteck des Geschirres erwische als ein Halsband. 

Nachteile eines Brust-Geschirres

In diesem Video seht ihr sehr deutlich, wie stark das Geschirr die Bewegungen des laufenden Hundes einschränkt!

Schlechter Sitz – Massive Bewegungseinschränkung 

Meistens werden Hunde an Brust-Geschirren geführt, die mehr als schlecht sitzen. Entweder der Bauchgurt ist viel zu weit vorne oder hinten, die Achseln liegen nicht frei und es kommt zum Scheuern, sodass die Ellenbogen nach außen rotieren. Die Halsung ist zu eng oder zu weit und die Schulterpartien sind nicht frei und schränken den Hund massiv in seiner Bewegung ein oder schlottern in ständiger Schieflage am Hundekörper.

Daraus entstehen schnell starke gesundheitliche Probleme und auf Dauer Haltungsschäden, die den gesamten Körper beeinflussen.  

2006 wurde die „Jenaer Studie zur Hundefortbewegung“ veröffentlicht. Was hat diese Studie nun mit der Diskussion um Brust-Geschirre zu tun? Bei dieser Studie wurde die Sicht auf die Vordergliedmaße und deren Aktionen der Fortbewegung gründlich durchleuchtet.

Die Bewegungen des Schulterblatts spielen eine weitaus größere Rolle als bisher angenommen wurde. Denn nun ist es erwiesen, dass Hunde ihre Schulterblätter zur Fortbewegung auch drehen.  

Somit hat ein gutes Geschirr nicht nur die Anforderung, dass die Schultergelenke frei beweglich sind, sondern auch das Schulterblatt.

Es muss gewährleistet sein, dass der Hund nicht in der Bewegung eingeschränkt oder gehemmt wird. Und nach unserer Erfahrung ist diese Anforderung in der Praxis leider meist nicht gegeben. 

Vor allem die Norweger- oder Julius-K9-Geschirre müssen kritisch gesehen werden, denn sie behindern und blockieren dauerhaft die freie Beweglichkeit des Schultergelenks und des Schulterblattes.

Ja, auch ich hatte einmal so ein absolut blödes Geschirr an meinem Hund. Zum Glück lernt man ja nie aus…

Ihr könnt ja mal einen Selbstversuch starten. Bindet euch doch mal eine etwas stärkere Mullbinde um eure beiden Schultern und versucht damit locker und nicht bewegungseingeschränkt zu laufen… 

Ziehen leicht gemacht 

Ursprünglich wurde das Brust-Geschirr bei Hunden verwendet, die z. B. Lasten gezogen haben. So konnte der Hund bei gleichmäßiger Verteilung effektiver ziehen.   

Unserer Erfahrung nach ziehen die meisten Hunde an einem Brust-Geschirr tendenziell mehr als an einem Halsband.

An vielen Geschirren ist der Ring, an dem die Leine festgemacht wird, immer hinter den Schultern angebracht, während es bei einem Halsband vor den Schultern und somit vor den Vorderbeinen liegt. Der Hund kann sich noch besser in das Geschirr reinhängen und hat somit noch mehr Kraft.

Einen Hund bis zu einem gewissen Gewicht kann man auch hier gut halten, wenn er zieht. Doch ab einem bestimmten Gewicht funktioniert das nicht mehr und dann wird es wirklich mühsam den Hund zu halten – vor allem wenn dieser nicht kooperationsbereit und ansprechbar ist. 

Fehlende Kontrolle

Vor allem bei sehr schweren und großen Hunden verliert man schnell die Kontrolle mit einem Brustgeschirr, da sie ihr Gewicht noch besser einsetzen können als an einem Halsband. In Notsituationen ist es einfacher den Hund am Halsband zu fixieren um ihn so von einer weiteren Bewegung nach vorne abzuhalten.

Verweigerung des Brustgeschirres 

Manchen Hunden ist es sehr unangenehm ein Brust-Geschirr zu tragen. Häufig hängt dies mit gesundheitlichen Problemen zusammen (Schmerzen im Bewegungsapparat, Geschwüren unter der Haut, wenig Fell).  Es lohnt sich immer den Hund gesundheitlich durchzuchecken, sollte das der Fall sein. 

Es gibt aber auch Hunde, die es nicht ertragen so viel “Stoff” auf der Haut zu tragen und sich eingeengt fühlen oder das Anziehen bereits Stress auslöst. 

Manchmal ist es möglich, zu einer geeigneteren Geschirrform zu wechseln. Manchmal ist ein breites Halsband direkt die bessere Wahl. 

Verletzungsgefahr im Spiel 

Ein Geschirr hat oft auch den Nachteil, dass Hunde im Spiel oder Rumblödeln darin untereinander hängenbleiben. Wir empfehlen daher, dass Brustgeschirr im Freilauf mit anderen Hunden auszuziehen.

Fazit

Wie so oft, bringt uns unser gesunder Menschenverstand immer ein Stück weiter. Ein Halsband an sich ist nichts Schlechtes oder Tierquälerei. Genauso wenig wie ein Geschirr an sich böse und gesundheitsschädlich ist.

Es gilt bei beiden Hilfsmittel, dass sie mit Sinn, Verstand und Verantwortung eingesetzt werden müssen. 

Ein Geschirr verlangt dem Hundebesitzer noch ein wenig mehr Verantwortung ab, da es einwandfrei angepasst und gefertigt werden muss. 

Das Ziel der Erziehung muss bei beiden Hilfsmitteln sein, dass der Hund ohne zu ziehen an lockerer Leine laufen gelernt bekommt. Und da ist wie immer der Mensch gefragt!

Leinenführigkeit ist nicht das Einfachste, da es im Normalfall eine völlig unnatürliche Geschwindigkeit ist, der sich unser Hund anpassen muss.

Doch wird hier im Welpenalter (8 bis 16 Lebenswochen!) in kleinen Schritten mit positiver Verstärkung bereits begonnen, ist das ganze kein Hexenwerk.

Jeder Hund hat das Recht auf Erziehung, egal ob klein oder groß!

Jeder Hundehalter hat die Pflicht, seinem Hund diese Erziehung zu schenken und zwar ohne Gewalt und mit viel Geduld und Ausdauer.

Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.

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Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel

Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

Das Ergebnis wird dich staunen lassen!

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Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

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