„Oh, der Hund wedelt mit dem Schwanz, der freut sich aber!“

„Oh, der Hund wedelt mit dem Schwanz, der freut sich aber!“

Was bedeutet eigentlich das Wedeln des Hundes mit seiner Rute?

Hunde kommunizieren in erster Linie über ihre Körpersprache mit ihren Artgenossen und natürlich auch mit uns. Da wir aber eine völlig andere Art der Kommunikation nutzen, entstehen oft Missverständnisse zwischen dem Hund und dem Menschen.

Mit einer der größten körpersprachlichen Missverständnisse seitens des Menschen gibt es mit einem speziellen Körperteil:
der Rute des Hundes.

Zu oft wird das „Wedeln“ als Zeichen von Freude und Freundlichkeit bewertet und damit in den meisten Situationen fehlinterpretiert.

Es wird hierbei nur der Erregungszustand des Hundes gezeigt – in positiver wie auch negativer Hinsicht.

Unsere Empfehlung an euch:
Unser 2-Tages-Seminar „Hunde lesen lernen“


Ein Magyar Vizsla wedelt auch im Jagdmodus mit seiner Rute

Ein Hund wedelt auch mit der Rute, wenn er seinen Garten verteidigt, im Jagdmodus ist und wenn er anderen Artgenossen imponieren möchte. Das Rute-Wedeln signalisiert also, dass der Hund je nach Situation zur weiteren Handlung bereit ist.

Hier wedelt die Rute in langsamen Bewegungen oben. Es ist KEIN Zeichen von Freude! Bagira hat etwas im Wald gehört und ist im Modus: AUFPASSEN!

Viele Unfälle und Angriffe passieren aufgrund dieses Missverständnisses!

Bitte helft mit, dieses Missverständnis aufzuklären!

Die Rute ist die Verlängerung zur Wirbelsäule. Bei Anspannung versteift sich die Wirbelsäule und setzt sich über den Rutenansatz zur Rute fort.

Am Rutenansatz können wir viel über die Anspannung wahrnehmen, egal ob in der Rute mehr oder weniger Spannung vorhanden ist.

Da die Rute von Hund zu Hund sehr verschieden gebaut ist, ist es notwendig für jeden Hund die individuelle Rutenhaltung in verschiedenen Situationen zu beobachten. Erst dann kann man Veränderungen in der Rutenstellung sicherer interpretieren und dann auch deuten.



Möglichkeiten von Rutenhaltungen:

1. Rute hoch aufgestellt, gerade und angespannt mit wenig Schwingungsweite

– Hund ist meist selbstsicher und nimmt eine aktive Haltung ein
– Warnung dem Gegenüber = bereit für eine Konfrontation

Die beiden haben etwas auf dem Gelände gehört und sind in Alarmbereitschaft.
Bagiras Rute ist stocksteif nach oben gerichtet ohne Bewegung


2. Rute hoch aufgestellt mit langsamen Bewegungen

– Hund ist oft nervös und befindet sich in einem Konflikt an Stimmungen
– je nach Motivation und Reaktion des Gegenübers kann der Hund entweder nach vorne gehen oder Rückzug suchen

Eine steil aufgerichtete oder waagrecht positionierte Rute kann die Vorstufe zu einem Drohverhalten sein!
Egal ob mit oder ohne Bewegung!


3. Rute in Verlängerung zur Wirbelsäule ohne gleichzeitige Bewegung der Hüfte und geringer Schwingungsweite (waagrecht)

– Hohe Anspannung: Sollte er jetzt zum Kontakt gezwungen werden, könnte ein Angriff erfolgen
– Alarmbereitschaft
– Bei selbstsicheren Hunden verlagert sich das Gewicht oft auf die Vorderhand, Beine sind eher durchgestreckt


4. Rute in Verlängerung zur Wirbelsäule – locker vom Körper weg gehalten (waagrecht)

– Entspannter, meist sehr aufmerksamer Hund
– Rute hängt locker
– Hund ist ruhig und entspannt: Stimmung gelassen und ausgeglichen

Aufmerksam, aber entspannt
(Rassen wie der Goldendoodle wie auch Bolonka Zwetna halten meist ihre Rute weiter oben)


5. Rute schwingt mit großer Schwingungsweite und schnellen Bewegungen

– Hund ist positiv erregt (z. B. Wenn du nach Hause kommst)
– Viel Bewegung in der Hüfte
– Rutenansatz ist locker und nicht angespannt


6. Rute unter dem Körper

Achtung bei Windhunden! Hier spielt die Anatomie eine wichtige Rolle

– Unsicherheit oder Angst
– Hund nimmt passive Haltung ein

Hundeschule Allgäu - Vorbereitung - Training - Miteinander arbeiten

Unsere Leseempfehlung:
Angst blockiert Lernen


7. Rute tief zwischen den Beinen, evtl. leichtes Wedeln

– Spannung ist äußerst hoch: wird der Hund nun zum Kontakt gezwungen, könnte er knurren oder beißen



Anatomische Besonderheiten:

  • Sibirische Husky, Beagle, Terrier u. ä. tragen von Natur aus ihre Ruten meist sehr hoch
  • Ringelrutenträger wie Shiba Inu, Bichon Frise, Spitze, Mops, Malamute uvm. Tragen anatomisch ihre Ruten meist auch weit oben
  • Windhunde und windhundartige Hunde tragen von Natur aus ihre Ruten meist sehr tief – hier ist Verwechslungsgefahr mit Angst oder Unsicherheit!

Oft sind allerdings während des Rennens die Ruten weiter oben (Ruderhilfe).

Rute weiter oben als Ruder- und Lenkhilfe


Welche Fragen sind also für eine Interpretation wichtig?

  • Wie hoch wird der Rutenansatz gehalten?
  • Wie ist die Rutenhaltung in Relation zur Wirbelsäule? Höher oder tiefer?
  • Wie viel vom Anus ist zu sehen?
  • Wie sind die horizontalen Rutenbewegungen? Weit ausladend mit hoher Amplitude (Schwingungsweite) und wie schnell sind die Bewegungen?

Unsere Empfehlung an euch:
2-Tages-Seminar „Hunde lesen lernen“

Eine gesenkte Rute bedeutet nicht zwingend Angst, Unsicherheit oder Beschwichtigung.

Oft kann eine gesenkte Rute beobachtet werden, wenn Hunde voll und ganz konzentriert sind (Mantrailing, Anschleichen bei Hütehunden, Futtersuche, Dummy-Arbeit, intensives Kauen, Fressen uvm.).

Bijou mit Rute unten beim Mantrailing

Und nochmal möchte ich darauf hinweisen, dass die Stellung der Rute niemals als einziger Hinweis auf das Verhalten, eine Stimmung oder ähnliches gesehen werden darf und kann.

Sie ist Ein Kommunikationsindikator – mehr nicht. Wir müssen die Hunde immer im Gesamten betrachten und beobachten.

Dennoch gilt: Ein wedelnder Hund ist nicht immer freudig gestimmt!

Unsere Leseempfehlung:
Schockzustand – Angriff eines anderen Hundes

Wedeln ist allerdings immer ein Indikator wie hoch die Erregungslage des Hundes ist.

Hier seht ihr eine kurze Frequenz, wo die Hunde alleinig von der Rute unzählig verschiedene Rutenstellungen zeigen und sehr viel wedeln. Doch mit Spiel, Spaß und Freude hat das gar nichts zu tun …

Unsere Empfehlung an euch:

Beobachtet euren Hund in verschiedenen Situationen und notiert euch die verschiedenen Ruten-Stellungen in den verschiedenen Erregungszuständen.

Nur so könnt ihr mehr und mehr euer Auge schulen und dementsprechend auch bei anderen Hunden schneller beobachten und reagieren.

Spyck hält seine Rute beim Fressen locker nach unten. Bagira hingegen eher locker waagrecht nach hinten.

Wie ist das bei euren?

Kommentiert gerne mit Foto diesen Beitrag (gerne auch in Facebook)

Spyck hat beim Fressen seine Rute ganz weit unten

Bagira hingehen hat sie zwar locker hängen aber nicht sehr weit unten

Vielen Dank, dass du meinen Artikel bis zum Schluss gelesen hast.
Ich freue mich sehr auf jegliches Feedback, über deine Meinungen und Gedanken und freue mich wenn du den Artikel weiter teilst.

Lust weiter zu lesen?

Über die Autorin
Saskia Katharina Siebel

Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

Das Ergebnis wird dich staunen lassen!

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Über die Autorin Saskia Katharina Siebel


Ich bin leidenschaftliche Hunde- und Menschentrainerin und eine absolute Herzensangelegenheit ist die Tierfotografie.

Seit einigen Jahren schreibe ich regelmäßig Blogartikel (die es manchmal auch in sich haben) und trotzdem ist das Feedback von euch darauf großartig. Viele von euch nehmen sich meine Worte zu Herzen und viele von euch fangen an sich und ihr Verhalten zu reflektieren. Somit hab ich mein Ziel erreicht 🙂

Ich wünsche mir ein friedvolles, faires und stressfreies Miteinander für jedes Mensch-Hund-Team. Dazu gehört aber mehr als nur Gassigehen und dem Hund Signale beibringen.

Das Wichtigste ist:

Arbeite an dir und lasse dich auf deinen Hund ein. Lerne deinen Hund zu verstehen. Lerne deinen Hund zu lesen. Sei mit Verstand und Herz dabei!

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